Donnerstag, 27. Januar 2005

Strange things und ich
[ Wort des Tages Gewinnspiel ]

Widernatürliche Anteilnahme.

Wer die gemeinte Begrifflichkeit herausfindet, bekommt ein Bier oder einen Kaffee ausgegeben.

Leben und ich
[ "Wir möchten einen Test machen lassen..." ]

Heute war es also soweit. Was neulich in der Bibliothek (lernen) so ein Gedanke war, wurde (da nicht mehr erfolgreich verdrängbar) heute in die Tat umgesetzt. Ich ließ mich auf HIV testen. Eine gute Freundin begleitete mich. Auf der Fahrt dorthin war die Nervosität bei uns beiden schon nicht mehr übersehbar... Angekommen beim Gesundheitsamt. Eine Villa. Imposant. Nette Räumlichkeit. Gemütlich. Mit Aquarium. Viele Broschüren (wer hätte das gedacht).

Bitte klingeln und warten!

Der point of no return war erreicht.

Eine freundliche Mitarbeiterin fragte nach unser beider Anliegen.
"Wir möchten uns testen lassen..."

Aha. Moment, die Mitarbeiter sind alle beschäftigt, aber es ist gleich jemand da.

Erneutes Warten. Das mag banal klingen, aber solch ein Warten ist unerträglich.

Der Mitarbeiter kam, befragte uns kurz nach unserem Anliegen, was ich mit selbiger Antwort quittierte.

Aha, sind sie ein Paar?

"Nein." (meine Begleitung unterstrich ihren Status mit "Ich begleite nur")

Dann sind sie also jeder für sich getrennt ein Paar?

?!

Er bat mich schließlich ins Zimmer, zum Gespräch. Ich hatte einen Moment gezögert, ob ich Dich noch dazubitten sollte, oder nicht. Ich ließ es dann doch.

Der Raum war bequem eingerichtet (mit tollen Fenstern, die sich anzuschauen in den Redepausen wirklich lohnte). Wir saßen da, ein Mittvierziger (Sozialarbeiter?) und ich. Er wartete. Nach ein paar Momenten fing er dann an:

Es geht also hauptsächlich um Sie?
"Ja."

Sie möchten sich testen lassen? Warum? Ich meine, ist da irgendwas konkretes - neue Freundin oder so?
"Nein, ehrlich gesagt nicht. Mir kam es nur neulich wieder in den Sinn, daß ich das schon länger machen wollte. Einfach um sicher zu sein. Vorher habe ich das verdrängt, aber jetzt wollte ich es, allein schon aus der Verantwortung anderen gegenüber. Man muß ja auch anders miteinander umgehen, wenn da was ist."
[Mir war relativ unverständlich warum es ständig den Eindruck machte, es würden sich nur Leute testen lassen, die in einer Beziehung leben. Da soll man seine Verantwortung in der Gesellschaft im allgemeinen und für sich selbst im speziellen übernehmen und wenn man es tatsächlich tut, wird man ungläubig angeschaut.]

Mh. Was würden Sie tun, wenn Sie infiziert sind?
"Das kann ich ihnen ehrlich gesagt auch nicht sagen. Sowas verdrängt man ja gern."
[Ich frage mich ja immer was auf solch eine Frage als Antwort erwartet wird? "Dann springe ich aus dem Fenster"? Hätte man in einem solchen Fall die beste Medikamententherapie in Aussicht gestellt bekommen, so nach dem Motto "Ist ja alles nicht so schlimm!"?]
Ob ich mich auch noch auf Syphillis und irgendwasanderes testen lassen wollte? "Ja."

Nach einer Codewortgenerierung (der Test ist anonym) und dem abschließenden "Na da wollen wir mal hoffen daß in der Vergangenheit alles OK gelaufen ist." gings zur Blutentnahme.

Die ältere Frau war routiniert und sagte beiläufig, beim Blick auf den ausgefüllten Zettel, noch: "Ach, sie sind bisexuell."

Nein, wollte ich zuerst sagen.
Ich wollte erklären, daß bestimmte Dinge in bestimmten Phasen meines Lebens eine Rolle spielten, es jetzt aber nicht mehr tun. Letztendlich fand ich eine Erwiderung aber unnötig. Wahrscheinlich interessierte es sie auch nicht wirklich, welche sexuelle Ausrichtung man hatte oder eben nicht hatte, sie machte ihren Job.

Als ich das Wartezimmer verließ, war meine Begleitung im Beratungszimmer. Ich dachte zuerst noch, sie würde sich jetzt doch testen lassen. Sie hatte stattdessen nur ein Gespräch. Eventuell bloggt sie selbst darüber.

Was mir im Nachhinein im Gespräch mit ihr auffiel, ist unsere unterschiedliche Sichtweise zur Problematik generell. "Wissen wollen" oder "Nichtwissen wollen".

Ich habe den Schritt getan, es wissen zu wollen.
Was immer auch passiert, ich habe alles selbst zu verantworten.
In einer Woche kenne ich das Ergebnis.

Danke daß Du mich begleitet hast.

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