Leben und ich
[ Redseligkeit ]

»Wenn ich bedenke, wieviele Leute mir ohne mich wirklich zu kennen Dinge von sich erzählt haben, die keinen etwas angehen, dann finde ich diese Vertrauensseligkeit absolut erstaunlich.
Schließlich könnte ich losziehen und das Gehörte locker gegen sie einsetzen. Ich mache es zwar nicht, aber ich könnte.

Ich geb ja zu, dass es bei mir Ewigkeiten dauert, bis ich auftaue und jemandem zumindest teilweise in mein Vertrauen ziehe. Aber diese Art des "Kaum gesehen, schon das ganze Leben erzählt" finde ich dann doch zu vertraulich.

Aber vielleicht glauben ja viele auch einfach nur, dass schweigsame Menschen auch über all das schweigen, was man ihnen so anvertraut. Nun ja, bei mir liegen sie damit in den meisten Fällen richtig. So lange man mir nicht zu sehr auf den Geist geht...«


aus: Redseligkeit (bei Stachliger Widerspruch)

Ich finde da kann man nichts hinzufügen.
blackbox - 2005/03/21 09:56

Jemandem von sich erzählen, den man nicht kennt, der fremd ist, ist mitunter ein geringeres Risiko, denn um Gehörtes gegen jemanden verwenden zu können, muss man wissen, wo und wie man das Messer anzusetzen hat - ein Fremder kennt diese Stellen nicht, ein Vertrauter hingegen schon.

thoralf - 2005/03/21 10:12

Ich finde sich zu öffnen ist potentiell immer ein (Lebens-)Risiko. Mein Vertrauen in Personen ist daher gestuft. Der Unterschied zwischen Bekanntschaft und Freundschaft ist daher, bei mir zumindest, stark ausgeprägt ... (... und es erfordert vom Gegenüber teilweise schon Durchhaltevermögen um von der Ebene Bekanntschaft zur Freundschaft zu gelangen. Obwohl ich es niemandem schwer mache. An mich muß man sich nur gewöhnen. Wenn denn jemand einmal auf der Ebene Freundschaft ist, der weiß auch was er an mir hat.)
blackbox - 2005/03/21 10:19

Sich nicht zu öffnen, stellt ebenfalls ein (Lebens-)Risiko dar, finde ich. Wenn man nie etwas herauslässt, nie Platz schafft, dann platzt man irgendwann. Es gibt Dinge, die wollen nicht nur hinaus, die müssen es sogar und viele von diesen Dingen mag ich gerade Freunden nicht erzählen, ihnen nicht aufladen, und oft auch nicht antun. Bekannte habe ich viele, Freunde wenige, und auch ich tue mich schwer, jemanden als Freund zu bezeichnen, denn dahinter steckt ausser Vertrauen auch Verantwortung, beidseitig.
thoralf - 2005/03/21 15:54

Ja, ich kann Dir da nur beipflichten. Letztendlich müssen Freundschaften ausgewogen sein.

Es gibt Dinge, die wollen nicht nur hinaus, die müssen es sogar und viele von diesen Dingen mag ich gerade Freunden nicht erzählen, ihnen nicht aufladen, und oft auch nicht antun.
Allerdings muß ich sagen, daß gerade diese Dinge in einer Freundschaft Platz haben sollten. Solange man nicht nach dem Motto handelt "Hier sind meine Probleme, löse Du sie für mich" denke ich, daß man die Freundschaft bzw. die involvierte Personen auch nicht zu stark fordert. Lösen muß man seine Probleme letztendlich selbst.

(Das zu erkennen hat mich auch einige Zeit gekostet.)
bluebetty - 2005/03/21 17:48

es gibt durchaus dinge, mit denen ein freund überfordert sein kann. er ist schließlich auch nur ein mensch. und "nur" weil er ein freund ist, macht das noch lange nicht einen besseren menschen aus ihm.
nicht zu vergessen, dass man ja auch in gewisser weise sein gesicht waren will. warum sonst gibt es so viele seiten wie grouphug, postsecret oder auch das ehemalige beichtblog?
manchmal steckt viel mehr hinter einer persönlichkeit, als den anderen bewusst wird. und gerade nach langer zeit, vielen gemeinsamen jahren, wird es immer schwieriger, seine fruende mit gewissen dingen zu konfrontieren, so dass es fast wie eine erlösung erscheint, wenn man jemand neuen kennenlernt.
thoralf - 2005/03/21 17:56

Ich habe nur gesagt, daß man in der Freundschaft Dinge aussprechen können muß und zwar erstmal unabhängig davon, ob man jemanden überfordert. Man muß ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern kann sich vortasten.

Etwas wichtiges in einer Freundschaft nicht sagen zu können, würde mich stark belasten und verkompliziert letztendlich das Verhältnis. Da werde ich Egoist und werfe mein Problem in die Runde, aber gleich - je nach Stärke des Problems - mit dem Hinweis es loswerden zu wollen, nicht daß man vom anderen gleich eine Lösung erwartet.

"Das Gesicht zu wahren" finde ich in einer echten Freundschaft unehrlich und falsch.
bluebetty - 2005/03/21 19:00

vielleicht ist das für männer einfach, sowas zu sagen, da sie nicht (so schnell) dazu neigen, in rollen zu verfallen.

belassen wir es dabei, dass wir hier (mal wieder) verschiedener meinung sind. :)

Trackback URL:
https://thoralf.twoday.net/stories/582287/modTrackback

Archiv

März 2005
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 2 
24
26
29
 
 
 
 

Arbeit und ich
Buecher und ich
Computer und ich
Die WG und ich
Erste Male und ich
From another world
Funny stuff and me
Glauben und ich
Kino und ich
Leben und ich
Lernen und ich
Me, Myself and I
Sad things and me
Songs und ich
Strange things und ich
Tests und ich
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren